Andrea Färber bringt uns das Kornbrennen näher
Andrea Färber, Chefin und Verwalterin der Hullmann-Brennerei in 17. Generation, empfing uns bestgelaunt mit einem mit Hullmannkorn hergestellten gutschmeckenden Eierlikör in ihrer 1906 erbauten schlossähnlichen Jugend-stilvilla. Es ist für den Chronisten immer wieder ein Gänsehautgefühl, die altehrwürdige und geschichtsträchtige Villa zu betreten. Von 1947 bis 1962 beherbergte die Villa eine Klinik des DRK für tuberkulose Kinder.
Im Jahr 1469 wird ein Hanneken Hullemann erstmals urkundlich auf der Hofstelle in Etzhorn nachgewiesen. 1807 gründete Gerd Hullmann die Kornbrennerei J. Hullmann auf diesem landwirtschaftlichen Betrieb. Berühmte Erzeugnisse waren seinerzeit „Der alte Korn“ und „Der Klare“. 2007 wurde das 200-jährige Jubiläum gefeiert.
Als herausragende unternehmerische Persönlichkeit gilt Gustav Hullmann (1870 bis 1944).
Andrea Färber zeigte uns den Weg vom Korn quasi bis zur Flaschenabfüllung anschaulich und auch mit Getränkeproben.
Seit dem Jahr 1909 unterliegt Korn einem Reinheitsgebot. Nur traditionelle und edle Rohstoffe dürfen verwendet werden. Mindestens 15.000 ganze Weizenkörner stecken in jeder Flasche Weizenkorn, das sind ungefähr 450 pro Glas. Das hohe Niveau der Spirituosen resultiert aus der Verwendung ausgesuchter Rohstoffe und deren gewissenhafter Verarbeitung.
Der für die Kornbrennerei benötigte Weizen wird ausschließlich auf den Hofeigenen Feldern rings um das Gut Etzhorn geerntet. Neben denkbar kurzer und damit umweltschonender Lieferwege garantiert das eine 100%ige Kontrolle des Weizens.
Das ausgesprochen weiche, klare Wasser des Oldenburger Landes ist ein entscheidender Faktor für die Qualität der Hullmann Brände. Denn Wasser spielt bei der Kornherstellung vom Beginn bis zum Schluss eine herausragende Rolle. Gleich am Anfang wird das Wasser zum Ansetzen der Maische benötigt. Im Maischebottich trifft es auf die frisch geschroteten Weizenkörner. Nach zweimaligem Destillieren weist das Feindestillat einen Alkoholgehalt von über 96% Vol auf und wird daher mit Wasser auf Trinkstärke gebracht.
Malz wird aus Gerste gewonnen und sorgt für die Umwandlung der Weizenstärke in Zucker. Nach der Zugabe des Malzes schmeckt die Maische daher süßlich. Die Hefe, die zum Schluss in den Maischebottich gegeben wird, züchtet die Firma Hullmann selbst.
Destillation: Das Brennen des Alkohols ist trotz modernster Technik eine Kunst geblieben. Durch zweimaliges Erhitzen und Verdampfen werden dabei unerwünschte Geschmacks- und Geruchsstoffe vom Endprodukt getrennt. Was erhalten bleibt sind die zarten Aromaträger, die dem Korn seinen einmaligen Geschmack verleihen.
Neben einer hochwertigen Ausstattung spielen vor allem die Erfahrung und Sorgfalt von Destillateurin Andrea Färber eine herausragende Rolle. Ihre geschulte Nase, ihre geschmacksempfindliche Zunge und ihr sicheres Fingerspitzengefühl bei der Herstellung garantieren die gleichbleibende Qualität der Spirituosen.
Reifung: Nach dem Brennen wird der klare, reine Feinbrand in ausgesuchte, alte Holzfässer gefüllt in denen zuvor Bourbon, Sherry oder Cognac gelagert wurde. Die Aufnahme des Vorgängeraromas aus der Fasswand macht den gereiften Korn von Jahr zu Jahr runder und weicher und verleiht ihm seine individuelle Tönung.
Kurzbeschreibung von drei Produkten-
Weizenkorn 32% vol – Der klare Korn – ehrlich und unverkennbar im Geschmack – und das schon seit 1807. Beste Zutaten und höchste handwerkliche Brennkunst in einem kompromisslosen Qualitätsprozess vereint – das ist das (offene) Geheimnis des regionalen Traditionsproduktes. Sein volles Aroma entfaltet er entweder pur „ein paar Grad über Null” oder als Mixgetränk.
Alter Korn 35% vol – …reift vier Jahre und länger in ausgesuchten Whisky- und Sherryfässern. Dank dieser Vorbelegung entwickelt er sich zu einem weichen, milden Korn mit feinen Aromen und leichter Holznote. Durch meisterhaftes Ausbalancieren verschiedener Einzelfassfüllungen wird erreicht, dass er seit Jahrzehnten so schmeckt, wie die Vorfahren ihn einst erdachten: Unaufdringlich – gelassen – zuverlässig. Ein genussvolles Zeichen norddeutscher Gastfreundschaft. Die limitierten Abfüllungen werden fortlaufend nummeriert und mit einem Siegel handwerklich vollendet.
Charge 15 – 35% vol – …lagert 10 lange Jahre in Limousin Eichenfässern in den Gewölben der Brennerei. Im Laufe dieser Reifung verschmelzen die würzigen Noten des Weizens mit den edlen Aromen der Sherry-Vorbelegung. Diese gelungene Verbindung verleiht dem Korn neben einer feinen Holznote eine dezente Süße und schenkt ihm die Farbe schimmernden Bernsteins. Charge 15 ist eine einmalige Komposition ausgewählter Fassinhalte – eine streng limitierte Kostbarkeit. Jede Jahrgangsflasche trägt ein Etikett mit fortlaufender Nummerierung.
Die Hullmann-Produkte werden für den Partner Private Kornbrennerei H. Heydt vertrieben.
Alle Teilnehmer waren von der Besichtigung sehr beeindruckt. Wir danken unserem Mitglied Andrea Färber für die Einblicke in die Villa und die Produktionsstätten. Ein toller Abend!
Text: Gustav Backhuß-Büsing (teilweise Quelle Homepage www.hullmann-korn.de)
Fotos: Heike Dexter und Privat